03.07.2020: Schottische Pop-Sensation: Bow Anderson veröffentlicht ihre neue Single „Heavy“
Nach dem erfolgreichen Einstand Debütsingle „Sweater“ veröffentlicht Bow Anderson nun ihre neue Single „Heavy“. ‘Heavy’ kombiniert die Liebe zu Hip-Hop, R&B und klassischem 60er-Jahre-Soul zu einem perfekten modernen Sad-Bangster.
Wie ein “Sweater”, trägt Bow auch ihre Gefühlswelt authentisch nach außen. Es war eine Nacht, in der sie sich voller Herzschmerz wiederfand: “Ich lief sehr betrunken durch Edinburgh und weinte, weil ich mit einer Trennung zu kämpfen hatte. Es war ‘Heavy’, eine sehr dunkle Erinnerung". Es ist eine vertraute Szene, die im Video zu ‘Heavy’ nachempfunden wurde, wobei Bow schließlich zu der Erkenntnis kam, dass sie daraus gewachsen und darüber hinweg ist.
So lautstark, so offen und gewagt, so erfrischend wie bei Bow Anderson klingt es
selten, wenn sich eine neue Stimme im Pop-Zirkus zu Wort meldet. Bereits ihr
allererster Song „Sweater“ vereint dabei sämtliche Fäden, die ihren Ansatz
ausmachen. Er hat alles, was Bow Anderson in den letzten 23 Jahren geprägt und
inspiriert hat: Da wäre die leidenschaftliche Wucht und der Bombast des Sixties-Soul,
gepaart mit starker Weiblichkeit à la Beyoncé und schließlich den Beats und der
Attitude des Hip-Hop. Schon der ungeschönte Text von „Sweater“ zeugt von ihrem
besonderen Talent, alles Widrige (z.B. in Liebesdingen oder bezogen auf den eigenen
Körper, die eigene Gefühlswelt) in einen Vorteil und eine Stärke zu verwandeln – doch
mehr dazu später…
„In erster Linie handelt ‘Sweater’ von einer Trennung“, holt Bow Anderson aus.
„Meine allererste Beziehung war nicht gerade die Tollste, nur leider hat man bei diesen
ersten Erfahrungen ja noch keinen Vergleich… einem wird also erst im Nachhinein
klar, wie schlimm das eigentlich alles war. ‘Sweater’ handelt nun davon, nicht über
den anderen wegzukommen, während dieser Ex offensichtlich auch gut ohne einen
zurechtkommt. Auch wenn dieses Sweatshirt nicht wirklich bei mir im Schrank liegt,
fand ich den Sweater als Bild sehr gut: Er steht für den Versuch, den anderen
festzuhalten, obwohl die Verbindung eigentlich schon in die Brüche gegangen ist.“
Bow Anderson kam im Ostteil von Edinburgh zur Welt, und um ihre überschüssige
Energie und ihren Bewegungsdrang in beherrschbare Bahnen zu lenken, landete sie
schon sehr früh beim Sport. Während die Schule, die sie besuchte, buchstäblich aus
den Fugen geriet – ein Sturm reichte einmal bereits aus, um ihrer Klasse einen freien
Tag zu bescheren –, verbrachte sie ihre Nachmittage mit Tanzen, was sie schon mit
drei Jahren anfing (sie hasst Ballett bis heute), mit Schwimmen, Athletikwettbewerben
& Co.
Als Teenager sah’s für Bow dann zwischenzeitlich so aus, als würde sie im
Trampolinspringen für Großbritannien ins Medaillenrennen gehen können – bis ein
Unfall diesen Traum zunichte machte: Sie verdrehte sich bei einem besonders
unglücklichen Sturz nicht nur das Bein, sondern durchtrennte obendrein eine Arterie
(„Ich wäre beinahe draufgegangen“, sagt sie heute schulterzuckend), weshalb sie nur
knapp einer Amputation entging. Ihr Körper, der in ihrer bisherigen Zukunftsvision
die zentrale Rolle gespielt hatte, war also doch keine unfehlbare Maschine – und man
sprach sogar davon, dass Bow womöglich nie wieder laufen oder tanzen können
würde. Bezeichnend daran ist, dass sie nur sechs Monate später doch schon wieder in
der Tanzstunde anzutreffen war.
Auch soll sie keine einzige Träne geweint haben.
Es geschah während der Rehabilitationszeit, dass Bow jene andere Leidenschaft
entdeckte und ihr immer mehr Zeit widmete: Sie wurde eine richtige Songwriterin.
(Und: Sie glaubt seither tatsächlich an so etwas wie „Schicksal“). Um seine Tochter
von den Schmerzen abzulenken und ihr das Einschlafen zu erleichtern, kam Bows
Vater jeden Abend an ihr Bett und sang mit ihr. Bald schon wurde ihr klar, dass sie
eine ziemlich außergewöhnliche Stimme hatte – und dass diese Stimme womöglich
jene Türen öffnen konnte, die ihr der Unfall zwischenzeitlich verschlossen hatte.
Schließlich zog sie nach London: Offiziell, um aufs College zu gehen.
Hauptsächlich
jedoch, um an dem Sound zu arbeiten, der ihr vorschwebte: Sie wollte die Arbeitsethik
und das ganze vertonte Drama von Motown- oder Northern Soul-Klassikern
übertragen – auf Mädels, die mit dem Sound von Rihanna aufgewachsen sind. Wie
der Soundtrack zu „Dreamgirls“, aber inhaltlich so gestrickt, dass sich auch
schottische Kleinstadt-Girls darin erkennen können. Schon der erste Song, den sie mit
all diesen Gedanken im Hinterkopf verfassen sollte, war ein Volltreffer: „Sweater“,
produziert mit Jamie Scott (Ed Sheeran, Major Lazer, Michael Kiwanuka) & Jonny
Coffer (Beyoncé, Ragn’n’Bone Man), belegte außerdem, über was für ein ausgeprägtes
visuelles Gespür die Sängerin verfügt, denn sie hatte nicht nur bei Artwork und
Visuals selbst die Finger im Spiel, sondern auch beim hochsommerlichen Video (für
das sie ein paar Freundinnen aus der Heimat an die spanische Küste nach Benidorm
mitnahm). Indem sie überdimensionale Farbblöcke, so wuchtig, wie es Phil Spector
gefallen würde, miteinander kombiniert, ist ihr Sound meilenweit entfernt von den
adretten Beehive-Frisuren jener unantastbaren Damen aus längst vergangenen Tagen:
Stattdessen tritt hier eine unerschrockene 23-Jährige auf den Plan. Track Top, Sneaker,
kein Blatt vor dem Mund, die Augen direkt auf ihr Publikum gerichtet.
Auffällig ist auch, dass bei Bow Anderson, obwohl sie ja gerade erst loslegt, trotzdem
so etwas Unbeschwertes mitschwingt, die Sorglosigkeit von einer, die weiß, dass sie
so oder so immer wieder aufstehen und zurückkommen würde. „Ja, mir ist schon klar,
dass das alles von einem Moment auf den anderen zerbrechen kann – schließlich ist
mir das schon einmal so passiert“, sagt sie abschließend. „Einen Plan B hab ich nicht.
Das wäre doch der erste Schritt in Richtung Scheitern.“ Bow hat vor allem eines: Einen
Song aufgenommen, der echt ist, weil er auf denselben Werten und denselben
Eckpfeilern basiert, die ihr ganzes Wesen ausmachen – Soul, klassischer Hip-Hop,
maximaler Krafteinsatz, Hoffnung. Alles Dinge, die nie aus der Mode kommen.
Unglückliche Beziehungen oder Sportlerkarrieren mögen irgendwann zu Ende gehen,
aber Bow Anderson macht weiter. Sie behält den „Sweater“. Sie spielt nämlich immer
noch auf Sieg.
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